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Grappa – vom einfachen Bauernschnaps zur Edelspirituose

Als Grappa (Plural: Grappe) bezeichnet man einen Tresterbrand, der ausschließlich aus Italien stammt und einen Alkoholgehalt von 37,5 bis über 80 Vol. % hat.

 

Bereits im 11. Jahrhundert brachten Gelehrte die Destillations-Technik nach Italien, die sich durch das Zutun der Jesuiten verbreitete. Erstmals wird der Grappa im Jahre 1451 namentlich erwähnt: Ein Notar aus dem Piemont hinterließ dazu seinen Nachfahren einen Keller mit einer Destillationsanlage und größere Mengen an Aquavit bzw. Grappa.

 

Schon im 15. Jahrhundert existierte ein eigenständiger Handel mit Grappa. Die Herstellung wurde reglementiert, jedoch erlaubte man den Bauern, für den eigenen Bedarf eine kleine Produktionsmenge zu brennen. Die Folge war, dass Grappa als „Arme-Leute-Schnaps“ galt, aber zum Nationalgetränk wurde. Die Soldaten des Ersten Weltkrieges bekamen z. B. täglich ihre Grappa-Ration, um damit die Schrecken des Krieges zu mildern. Seinen Ruf als einfaches Bauerngetränk verlor der Grappa jedoch nicht. Durch weitere technische Optimierung der Destillation und das Engagement der Brennmeister erhielt er erst Mitte des 20. Jahrhunderts die Anerkennung von Gourmets und verbreitete sich auf der gesamten Welt. Der Grappa wandelte sich vom einfachen Bauernschnaps zur Edelspirituose.

 

Das Wort „Destillieren“ leitet sich von „stillare“ ab, das übersetzt „tropfen“ heißt. Beim Destillieren werden freigesetzte Bestandteile einer Grundsubstanz aufgefangen und durch langsames, tropfenweises Sammeln entsteht ein flüssiges Gemisch. Dieses Verfahren war bereits bei den Römern, Ägyptern und den Griechen bekannt.

 

Schon kurz nach der Lese wird der Alkohol aus dem Fruchtzucker der Weintrauben gebildet. Die Maische beginnt durch Zuführung von Hefe bereits früh mit der Gärung. Durch das Keltern des Trestersaftes entsteht ein Wein mit einem Alkoholgehalt von etwa 15 Vol. %. Für einen guten Grappa braucht man immer den frischesten Trester, denn er lebt von seinen Fruchtaromen.

Mit der anschließenden Destillation gewinnt man den hochwertigeren Alkohol – den Grappa. Der Trester wird dabei in Kolben erhitzt und die dadurch entstehenden Dämpfe durch Kühlung zu einer Flüssigkeit mit hohem Alkoholgehalt kondensiert und in einem zusätzlichen Kolben aufgefangen.

 

Die große Vielfalt der in Italien angebauten Rebsorten und der Erfindungsreichtum des Menschen haben zu einer großen Vielfalt von Grappa-Sorten geführt.

 

Obwohl es einige Menschen in weiten Teilen Italiens gewohnt waren, sich schon zum Frühstück einen Grappa zu genehmigen, kann man das nicht unbedingt weiterempfehlen. Zum Abschluß eines guten Essens aber ist jede Art von Grappa ein wunderbarer Digestif. Man sollte dabei für eine angemessene Serviertemperatur sorgen. Junge und liebliche Grappe sollten mit einer Temperatur von 8-10° C, alte Grappe bei 16-18° C getrunken werden. Ebenso wichtig für den perfekten Genuss eines Grappas ist das Glas. Es sollte ein filigranes, durchsichtiges Glas in Tulpenform sein, das sich zum Rand hin etwas erweitert.

Bildnachweis: Ole Husby – Lizenz: CC BY-SA 2.0

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