Trulli in Alberobello, Apulien | italien.de

Trulli - die fantastischen Rundhäuser in Apulien

Wer in der Region Apulien unterwegs ist und durch die Kalkhochebene Murge in der Nähe von Bari reist, der wird sich möglicherweise plötzlich die Augen reiben und fasziniert vor Bauwerken stehen, die ihresgleichen suchen: Den bizarr anmutenden Trulli (griechisch: Kuppeln). Besonders viele dieser Kegelbauten findet man im Itria Tal und der Gegend um Alberobello; einzelne mit Trulli bebaute Stadtviertel zählen zum Unesco Weltkulturerbe.

Einfallsreiche Kuppelkonstruktion aus Kalkstein

Was auf den ersten Blick aussieht wie das Werk eines exzentrischen Künstlers oder die Heimstatt eines Zwergenvolkes, ist tatsächlich eine menschliche Siedlung. Die ungewöhnlichen Behausungen bestehen aus Kalksteinplatten und wurden ohne Mörtel errichtet. Auf einem oft runden Grundriss hat man die Steine konzentrisch und sich nach oben verjüngend dergestalt angeordnet, dass ein gewölbeartiges Kuppeldach entstand. Diese Konstruktion wird auch als Kragengewölbe bezeichnet. Den Abschluss eines jeden Trullo bildet ein dekorativer Schlussstein auf der Spitze, der unterschiedliche Formen haben kann. Meist sind die Rundhäuschen weiß gestrichen, wobei das in Schuppenform angelegte Dach ausgespart wurde und sich dadurch optisch abhebt. In der Regel besteht eine solche Wohnstatt aus einem einzigen Raum. Es gibt aber auch Bauweisen, bei denen mehrere der Rotunden miteinander verbunden wurden.

Trockenbauweise als Steuersparmodell

Für die ungewöhnliche Konstruktion gab es einerseits ganz praktische Gründe: Die dicken Steinwände isolierten gegen Sommerhitze und Winterkälte gleichermaßen gut; außerdem war der verwendete Kalkstein in der Gegend im Überfluss vorhanden. Wirklich ausschlaggebend für die architektonische Spitzfindigkeit war jedoch etwas anderes: Bei den Baumeistern der Trulli handelte es sich um Bauern, die im 17. Jahrhundert das Land des Grafen von Conversano bewirtschafteten und deshalb Wohnstätten auf dem ihnen zugewiesenen Grund und Boden errichten durften. Dies allerdings nur unter einer Auflage: Die Behausungen durften nicht dauerhaft befestigt sein, wie es bei der Verwendung von Mörtel der Fall gewesen wäre, sondern mussten sich jederzeit schnell wieder entfernen lassen. Der Grund: Für jede dauerhafte Siedlung auf seinem Land schuldete der Lehnsherr dem König Steuern. Diese wurden durch die Trockenbauweise geschickt umgangen.

Etwa 1000 dieser Bauten sind bis heute erhalten. Einige von ihnen werden noch bewohnt, vielfach vermietet man sie auch an Touristen. In Alberobello ist sogar eine Kirche in Trullo-Bauweise zu bestaunen, die Chiesa di Sant’Antonio. Außerdem besonders sehenswert: Der über zwei Etagen errichtete Trullo Sovrano und die Trulli in Monti, die für ihre Zwillingsfassaden berühmt sind.

Bildnachweis: © Jürgen Lex | italien.de

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