Nur fünf Kilometer südlich von Venedig liegt eine unbewohnte Insel, um die sich von jeher die schauerlichsten Legenden ranken: Poveglia. „Insel des Wahnsinns“ oder „Insel ohne Wiederkehr“ wird das abgeschiedene, nicht öffentlich zugängliche Eiland auch genannt. Und so verwundert es nicht, dass Mystiker aus aller Welt den Weg hierher finden und sich Poveglia per Boot nähern, um einen Blick auf die „Geisterinsel“ zu erhaschen und das Fürchten zu lernen.
Die wahre Geschichte Poveglias
Historisch belegt ist, dass das kleine Eiland bereits seit etwa dem 5. Jahrhundert besiedelt war. Nach der Belagerung Venedigs durch König Pippin wurde Poveglia im 9. Jahrhundert entvölkert, bevor sich mehrere venezianische Familien hier niederließen. Im 14. Jahrhundert verließen dann die meisten Bewohner die Insel. 1510 soll allerdings noch der bekannte Maler Giorgio da Castelfranco hier bestattet worden sein.
Später legte man auf Poveglia zunächst eine Werft samt Schiffslager an, bevor die Venezianer die Insel Ende des 18. Jahrhunderts dann einer ganz anderen Nutzung zuführten, die den Grundstein für ihren späteren Ruf als Geisterinsel und Ort der Verdammnis legte: 1793 wurde hier ein provisorisches Lazarett für Pestkranke errichtet, die Insel unter Quarantäne gestellt und mit bewaffneten Booten von der Außenwelt abgeriegelt. Später brachte man auch Gelbfieber-Kranke und mit Cholera infizierte Menschen auf die Insel. Ein Gedenkstein aus dem Jahr 1793 erinnert an diese Zeit. Er trägt die geheimnisvolle Inschrift: "Nicht graben, hier ruhen die, die an der Ansteckung starben“
Nach der Ausrottung der Seuchen nutzte man die leer stehenden Gebäude ab den 1920er Jahren noch als Klinik und Altenheim, seit den 1970er Jahren ist Poveglia gänzlich verlassen.
Geistergeschichten und Schauermärchen
Manche sind allerdings überzeugt, all dies besser zu wissen. Auf Poveglia, so erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand, sei keinesfalls ein Altenheim betrieben worden, sondern eine „Irrenanstalt“, in der einst ein wahnsinniger, sadistischer Arzt grauenvolle Menschenversuche an seinen Patienten vorgenommen habe. Die Geister seiner Opfer wie auch die der vielen an der Pest Verstorbenen spukten noch heute auf der Insel. Vor Poveglias Küste, so der Volksglaube, trieben zudem unzählige menschliche Skelette im Wasser. Kein Fischer wage es, hier sein Netz auszuwerfen.
Nun, der Reisende mag sich selbst seine Meinung bilden. Eine Bootstour in der Lagune, mit Blick auf das verlassene Lazzaretto der verwilderten Insel und auf den Campanile der verfallenen Kirche San Vitale, lohnt sich allemal!