Wer sich vom Meer aus mit dem Schiff der Stadt Neapel nähert, steuert direkt auf das eindrucksvolle Castel Nuovo zu. Die Burg aus dem 13. Jahrhundert ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt. Genau wie die zweite berühmte Burg Neapels, das Castel dell‘ Ovo, liegt die Anlage direkt am Wasser. Karl I. von Anjou gab sie einst bei Pierre de Chaule in Auftrag. Hintergrund war die Verlegung der Hauptstadt seines Königreichs von Palermo nach Neapel.
Die Burg, die Festung und Königsresidenz zugleich war, ist auch unter dem Namen Maschio Angioino bekannt. Über die Zeit wurde sie unter wechselnden Herrschern immer wieder umfangreich umgestaltet. Dies geschah schon unter den Nachfolgern Karls I, seinem Sohn Karl II. und seinem Enkel Robert von Anjou. Als Ludwig I von Ungarn Mitte des 14. Jahrhunderts in Süditalien einfiel, wurde die Burg bei den Kämpfen fast völlig zerstört. Königin Johanna I. von Anjou flüchtete in die Provence. 1349 erkaufte sie sich durch Zahlung von 300.000 Goldflorin, Münzen aus 3,54 g Feingold, den Frieden mit Ungarn. Nach der Rückkehr der Königin nach Neapel wurde Castel Nuovo wieder aufgebaut.
Auch unter Alfons V. von Aragon, der ab 1442 über die Stadt herrschte, erfuhr das Kastell weitere Umbaumaßnahmen. Der Schwerpunkt lag dabei zwar auf der Erweiterung der Verteidigungsanlagen; fünf schwere mit Zinnen bestückte Wehrtürme ragen trutzig in den Himmel und schützen das Kastell von allen Seiten vor Angreifern. Der berühmteste Neubau jener Zeit ist jedoch der 1464 vollendete marmorne Triumphbogen am Haupttor, der Arco di Alfonso, den der Architekt und Bildhauer Francesco Laurana zum Ruhme des aragonische Königs im Stil der Renaissance entwarf. Die Stadt Neapel erfuhr in der Folgezeit in der unmittelbaren Umgebung des Kastells einen kräftigen Wachstumsschub. Im 20. Jahrhundert wurden allerdings die meisten Gebäude rund um das Kastell niedergerissen. Die Burganlage wacht dadurch heute wieder frei stehend über die Stadt.
Im Inneren des Kastells wechseln sich eher spartanisch gehaltene, militärisch geprägte Räumlichkeiten mit repräsentativeren Sälen ab. Eindrucksvoll ist die Sala dei Baroni, deren auffällige Kuppel dem Eintretenden sofort ins Auge fällt.
Das Kastell beherbergt unserer Tage ein Museum, das Museo Civico: In der vormaligen gotischen Kapelle sind zahlreiche Exponate zur Stadtgeschichte und Kunstgegenstände ausgestellt. Im Südflügel des Kastells befinden sich weitere Ausstellungsräume. Besucher sollten aber auch einen Blick auf die Wandmalereien und dekorativen Durchlässe an den Fenstern des Kastells werfen, die ihnen hier auf Schritt und Tritt begegnen.