Nahe der Ortschaft Dorgali, im östlichen Teil von Sardinien, befindet sich eine der größten europäischen Tropfsteinhöhlen. Die äußerst beeindruckende Grotta di Ispinigoli lockt in jeder Saison unzählige Touristen aus dem In- und Ausland an. Eine Besonderheit dieser Höhle ist eine fast 40 Meter hohe Säule, die das Gewölbe fast zu stützen scheint. Wenn Besucher über die Treppe in die Tiefe hinab steigen, erwartet sie ein ganz faszinierendes Farbenspiel. Noch vor einigen Jahrzehnten nutzten Hirten die Grotte als Unterschlupf. Funde aus der Grotta di Ispinigoli deuten darauf hin, dass die Phönizier sie als Kultstätte nutzten und hier einen Opferbrunnen hatten.
Wer die Grotta di Ispinigoli erkunden möchte, kann an einer Führung durch die unterirdischen Gänge teilnehmen. In der Hochsaison wird diese zwischen 9 und 18 Uhr stündlich angeboten, in der übrigen Zeit finden die Führungen um 14, 15 und 16 Uhr statt. Normale Kleidung reicht vollkommen aus, denn die Temperatur liegt relativ konstant bei rund 15 Grad. Insgesamt 280 steile Stufen müssen bis zum tiefsten Punkt gemeistert werden. Dann kommt man an der Basis der mächtigen Säule an. Ein schwer zugänglicher Teil mit unzähligen Bächen und Rinnsalen bleibt professionellen Höhlenforschern vorbehalten.
Die Grotta di Ispinigoli hat eine Gesamtlänge von knapp 10 Kilometern. Während der Wanderung durch den Untergrund sehen Besucher bizarre Stalagmiten und Stalagtiten sowie viele kleine Wasserläufe. Diese Kanäle stellen eine Verbindung zum rund drei Kilometer entfernten Meer her. Das gigantische Höhlensystem verläuft durch das komplette Bergmassiv des Supramonte. Die Höhle wurde am Ende des 18. Jahrhunderts von einem Hirten entdeckt, dem ein Lamm entlaufen war, welches er schließlich in der Grotte fand. Die Fundstücke aus der ehemaligen Kultstätte kann man inzwischen im nahe gelegenen Museo Archelogico bewundern.