Wer Turin besucht, der kommt an seinem Wahrzeichen nicht vorbei: Der eindrucksvollen Mole Antonelliana, welche die Skyline der norditalienischen Stadt prägt. Mit ihrer Kuppelkonstruktion und dem außergewöhnlichen laternenförmigen Aufsatz an der Spitze mutet sie fast wie ein gigantischer Pavillon an.
Es war die jüdische Gemeinde Turins, die den Architekten Alessandro Antonelli 1863 mit dem Bau der als Synagoge gedachten Mole beauftragte. Die extravaganten Pläne des Baumeisters überstiegen jedoch schon bald die finanziellen Möglichkeiten der Religionsgemeinschaft. Nach gut zehn Jahren Bauzeit hatte das Projekt bereits mehr als das doppelte der ursprünglich geplanten Kosten verschlungen - und war noch lange nicht fertig. Die Auftraggeber zogen daraufhin die Reißleine und verkauften die Mole 1877 mit großen Verlusten an die Stadt Turin. 1889 wurde das Bauwerk dann doch noch vollendet.
Fehlte Alessandro Antonelli auch jeder finanzielle Weitblick, so erwies er sich doch als herausragender Baumeister. Er errichtete den Ziegelmauerbau in Abmessungen, die normalerweise nur in Eisenbeton-Konstruktion realisierbar sind. Hierzu stabilisierte er die Ziegelwände auf geniale Weise mit vertikalen Mauerblenden. Mittels dieser Strebepfeiler, so genannter Lisenen, erzielte er eine solide Verstärkung.
Heute ist ein berühmtes Filmmuseum, das Museo Nazionale del Cinema, in der Mole Antonelliana untergebracht. Ein gläserner Aufzug führt durch die Kuppel hindurch bis hinauf zu einer Aussichtsplattform in 85 Metern Höhe. Besucher genießen von hier aus einen einzigartigen Ausblick über ganz Turin.
Die Bedeutung, welche Turins Wahrzeichen für die Stadt und für ganz Italien hat, zeigt sich unter anderem in seiner Abbildung auf der italienischen 2-Cent-Münze. Auch das Logo der olympischen Winterspiele von 2006 wurde in Anlehnung an die Mole Antonelliana gestaltet.