In der Provinz Agrigento, im Süden Siziliens, ist eines der beeindruckendsten Naturwunder der Insel zu bestaunen: Die Scala dei Turchi, zu Deutsch die Treppe der Türken. Bei der außergewöhnlichen Stufenformation handelt es sich nicht etwa um eine menschengemachte Treppe, sondern um einen gigantischen Felsen.
Die Scala dei Turchi beteht aus so genanntem Mergel, einem Sedimentgestein, das durch die Ablagerung von Silikaten wie Ton oder Silt und die gleichzeitige Ausfällung von Kalk entsteht. Wind und Niederschläge haben im Laufe der Zeit jene Stufen in das leuchtendweiße Mergelgestein geschlagen, denen es heute seinen Namen verdankt.
Die Bezeichnung türkische Treppe geht auf Sarazenen-Angriffe früherer Zeiten zurück. Muslimische Piraten, im Volksmund damals Türken genannt, sollen sich Sizilien über das Wasser genähert, die Insel über den treppenförmigen Berg betreten und hier mehrere Ortschaften überfallen haben.
Die bizarr geformten Klippen liegen zwischen der Küste vor Realmonte und dem Porto Empedocle von Agrigento. Schneeweiß ragen die Felsen in das leuchtendblaue Meer hinein. Durch das gleißende Sonnenlicht und das außergewöhnliche Farb-Zusammenspiel bietet sich dem Besucher ein einzigartiger Anblick.
Wer direkt an der Felstreppe zum Meer hinabsteigt, der erreicht auf einem unbefestigten Weg den kleinen goldgelben Sandstrand der Scala dei Turchi. Unter einheimischen Jugendlichen ist es populär, direkt von den Klippen ins Meer zu springen; dies wird allerdings ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen.
Westlich der berühmten Felsen liegen die Strände von Giallonardo und Pergole sowie der Lido Rossello. Weiter östlich befinden sich die Punta Grande und der Porto Empedocle. Letzterer trägt den Beinamen „Vigàta“, nach einer von dem bekannten Schriftsteller Andrea Camilleri ersonnenen fiktiven Stadt. Der Autor ließ seine Romanfigur, Commissario Salvo Montalbano, unter anderem an der Scala die Turchi ermitteln. In Porto Empedocle ist dem Commissario eine Bronze-Statue gewidmet.
Die Scala dei Turchi ist von Realmonte oder von Porto Empedocle aus über die SS 115 oder die Sp 68 zu erreichen. Auch zu den Ausgrabungsstätten von Agrigento ist es nicht weit; sie liegen ganze 20 Autominuten entfernt.