Wer Jan Weilers kurzweiligen Roman „Maria ihm schmeckt's nicht“ gelesen hat, der weiß eigentlich schon das Meiste über Molise und seine Provinzhauptstadt Campobasso („Maria, ihm schmeckt's nicht! Geschichten von meiner italienischen Sippe“, Ullstein Verlag). Denn das Buch thematisiert augenzwinkernd das Leben aus einer süditalienischen Stadt, die rund 120 Kilometer nördlich von Neapel entfernt liegt. In Deutschland wurde von Campobasso bislang kaum Notiz genommen … bis Schwiegervater Antonio bei diesem Bestseller ins Spiel kam. Sie wurde im Spätmittelalter gegründet. Von der Festung „Castello Monforte“ aus hat man „die beste der besten Aussichten auf die Stadt“, wie es der temperamentvolle Antonio formulieren würde. Archäologische Funde aus der griechischen Antike und spätmittelalterliche Gebäude in der Nähe der Piazza Prefettura zieren die Altstadt. Die Kirche San Giorgio aus dem späten 11. Jahrhundert wurde auf den Ruinen einer Tempelanlage erbaut, von der man vermutet, dass sie Herkules gewidmet war. Antonio spielte als Kind nahe dieser Kirche auf Tempelresten in aller Selbstverständlichkeit Fußball, ohne zu wissen, welch‘ Schätze sich unter seinen staubigen Schuhen verbargen. Angetan vom archaischen Charme dieser Gegend ist Campobasso inzwischen die zweite Heimat des deutschen Autors Weiler geworden.
Molise - Italiens unbekannte Schönheit
Die ganze Region Molise hat ungefähr so viele Einwohner wie eine durchschnittliche europäische Großstadt. 320.000 Menschen leben in zwei Provinzen: Isernia und Campobasso. Die Römer gaben Isernia, damals Aesernia genannt, ihren Namen. Wer durch Isernia schlendert, wird vielleicht ältere Einwohnerinnen beobachten, die ihre selbstgefertigte Bandspitze zum Verkauf anbieten. Die Qualität dieser der Handarbeiten hat sich unter Touristen herumgesprochen. Viele Muster, vor allem florale, wurden von einer Generation an die nächste weitergegeben. So sind die alten Traditionen hier erfreulicherweise erhalten geblieben.
Sehenswert sind in Isernia das fast zwei Kilometer lange Aquädukt, die Stadtloggia mit dem Brunnen der Fraterna und die imposante Kathedrale St. Peter. Auch sie wurde auf den Ruinen eines Tempels errichtet, 300 vor Christus. Die Provinzstadt liegt am Rand des bedeutenden Nationalparks „Abruzzen, Latium und Molise“ und bietet viele Möglichkeiten, Outdoor-Sport zu treiben: Wandern, Reiten, Radfahren oder begleitete Kanu-Touren.
Tempelruinen und Berglandschaften
Nur wenige wissen, dass die besten Skigebiete des Apennin in Molise liegen und schnell von Campobasso aus zu erreichen sind. Das Skigebiet „Campitello Matese“ mit seinem 2.050 Meter hohen Monte Miletto verfügt über rund 40 Kilometer Pisten. Naturliebhabern sei der Besuch des WWF-geschützten Monte Mutria empfohlen. Für Freunde der Archäologie lohnt sich ein Besuch im Museum „La Pineta“, da dort viele Objekte aus ganz Molise zu sehen sind, welches reich ist an archäologischen Schätzen. Interessant für Geschichtsinteressierte sind auch die langobardischen Nekropolen von Campomarino. Oder das Gräberfeld aus hellenistischer Zeit in Larino, einem hübschen Ort, der aus dem fünften Jahrhundert vor Christus stammt. Larino bewahrte sich viele Monumente, unter anderem das hellenistische Wohnhaus „Domus“ sowie das römische Amphitheater mit den daneben liegenden Thermen und die gotische Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert.
Sepino ist ein vielbesuchter Ort in Molise, der außer der Ruinenlandschaft der alt-römischen Stadt Saepium noch ein antikes Theater und eine Ringmauer mit imposanten Eingangstoren zur Besichtigung bietet. Wer Jan Weilers „Maria ihm schmeckt's nicht“ soeben erst gelesen hat, wird spätestens jetzt einen Anlass haben, in Molise vorbeizukommen und sich Antonios zutiefst italienische Heimat näher anzusehen. Vielleicht hält ihn Schwiegersohn Weiler gerade wieder davon ab, in Campobasso Dummheiten anzustellen.