Das Piemont mit seinen herben Alpenregionen und den emsigen Städten Turin, Asti oder Alessandria wirkt zunächst nicht „typisch italienisch“. Man hat den Eindruck, dass Ordnungssinn, Erfindergeist und Fleiß die Region prägen und dass die 900.000-Einwohner-Stadt Turin den kühlen Geist des Piemonts repräsentiert. Große Unternehmen sind in der Hauptstadt des Piemonts gegründet worden, Olivetti und Ferrero sind nur einige davon. Am meisten verbindet man Turin jedoch mit dem Fiat-Konzern. Italiens größter Automobilhersteller prägt die Großstadt bereits seit 1899. Der berühmte Architekt Renzo Piano hat die Teststrecke auf den Dächern des ehemaligen Werks „Lingotto“ im Jahr 2002 umgebaut. Nicht nur Männerherzen schlagen hier bei einer Besichtigung der alten Karossen höher
Mit seinen historischen Arkaden-Passagen, den erlesenen Jahrhundertwende-Cafés und dem inspirierenden Film-Museum lässt Turin den Geist vergangener Epochen spüren. Hier wurde mit der Krönung Vittorio Emanueles II. 1861 Italien als eine neue Nation geboren und mit ihr ein neues Selbstbewusstsein der italienischen Gesellschaft.
Kulturlandschaft, die zum Wandern, Radfahren und Weintrinken lockt
Recht „italienisch“ wirkt das Piemont aber doch, sobald man sich ins Hinterland begibt. Nur wenige kennen die Region, die unter anderem an die Schweiz, Ligurien und an Frankreich grenzt, als Fahrradfahrer-Paradies. Besonders das Gebiet zwischen Alba und Asti ist ideal geeignet, um die Burgen und Schlösser per Rad zu entdecken. Weinhügel, Haselnussfelder, mittelalterliche Dörfer führen nach Barolo. Der kleine Ort ist „das“ Symbol einer berühmten Weinbauregion. Daher trifft es sich gut, dass das Stadtschloss nicht nur Kunstschätze, sondern auch flüssiges Gold in der regionalen Enothek birgt. Und zum Probieren von Wein und lokalen Spezialitäten einlädt. Alba, rund 50 Kilometer südlich von Turin entfernt, ist in gleich zweierlei Hinsicht einen Ausflug wert. Idyllisch liegt es am Fluss Tanaro, einem Nebenarm des Po. Wie im toskanischen San Gimignano beeindruckt die historische Altstadt mit ihren „Geschlechtertürmen“, die einst das Statussymbol adliger Familien waren. Vor allem aber treffen sich in Alba nicht mehr nur Experten auf der alljährlichen Trüffelmesse im Oktober und November, sondern auch immer mehr kulinarisch interessierte Touristen.
Schlösser, Hügelketten und Weinberge, soweit das Auge reicht
Monferrato gehört mit seinen kulturellen Schätzen und einer üppig grünen Hügellandschaft zu den interessantesten Gebieten des Piemont. Empfehlenswert ist der Besuch der Stadt Casale Monferrato mit ihren Schlössern Castello dei Paleologi und San Giorgio Monferrato. Letzteres wurde einst eigens dafür erbaut, um den Sarazenen, die das „Piemonte“ im Mittelalter bedrohten, Einhalt zu gebieten. Das Schloss von Camino ist für seine mit Fresken bemalten Salons und seine gepflegten Gärten bekannt - in denen noch heute wie beim Adel gefeiert wird. Das Schloss von Lignano der Familie Griselle gehört zu den ältesten Adelshäusern der Region. Vom Schloss von Uvigli in Rosignano Monferrato genießt man einen herrlichen Ausblick auf eine verträumt wirkende Hügellandschaft. Das Piemont schenkt Genießern, Sportlern und Kunstinteressierten eine Fülle von kulturellen, historischen und kulinarischen Schätzen, die entdeckt werden möchten.