Das barocke Caltagirone in der sizilianischen Provinz Catania ist UNESCO-Welterbe. In seiner Altstadt entzückt der allgegenwärtige Majolikafliesen-Schmuck.
Geschichte der Stadt
Die Gegend war nachweislich schon in prähistorischer Zeit bewohnt. Caltagirone selbst ist arabischen Ursprungs; die Stadt, die vormals den Namen Calatagerun trug, wurde im 9. Jahrhundert von den Sarazenen gegründet. Ligurerer, Normannen, der Staufer Friedrich II, damals König von Sizilien, und das Haus Aragon herrschten hier. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt von einem Erdbeben zerstört, danach aber wieder aufgebaut. Damals entstanden die barocken Bauwerke, für die Caltagirone heute berühmt ist.
Barocke Altstadt
Die Stadt lockt mit unzähligen prächtigen Sakralbauten und weiteren Perlen des sizilianischen Barock. Die Kathedrale San Giuliano an der Piazza Umberto I wurde mehrfach umgestaltet. Auffällig sind ihre Jugendstilfassade und der Glockenturm, mit seinem aufwändigen Majolika-Dach. Sehenswert sind auch die Kirchen San Francesco d'Assisi und Santa Maria del Monte. Letztere ist für ihre mit kunstvollen Keramikstufen verzierte Freitreppe aus Vulkanstein berühmt. Diese wird jedes Jahr im Mai zum Fest der Maria Santissima dei Conadomini mit Blumen geschmückt.
Die Stadt kann sich auch zahlreicher prachtvoller Palazzi rühmen. Dazu gehören der Palazzo dell'Aquila oder Palazzo Municipale aus dem 19. Jahrhundert, der Palazzo Ceramico, der das Museo della Ceramica Contemporanea beherbergt, und der Palazzo della Magnolia, mit seinen kunstvollen Terrakotta-Balkonen. Einen Besuch wert ist auch die neugotische Villa Patti, mit dem Museo Civico delle Ville Storiche Caltagironesi e Siciliane.
Ein weiteres Highlight stellt die Brücke Ponte di San Francesco aus dem 17. Jahrhundert dar, deren Brüstungen mit den in Caltagirone omnipräsenten Majolikafliesen verziert sind. Zum Flanieren läd der Giardino Pubblico ein, der Stadtpark im englischen Stil, mit See und Musikpavillon.
Zentrum der Keramik-Kunst
Der Töpferei widmete man sich in der Gegend nachweislich bereits seit der Jungsteinzeit. Ab dem 15. Jahrhundert galt Caltagirone als Stadt der Keramikkunst; sie ist bis heute die Keramikhauptstadt Siziliens. Kunsthandwerk aus Caltagirone wird weltweit exportiert. 1918 öffnete hier die staatliche Fachschule für Keramik, das Istituto Statale d’Arte per la Ceramica.
Die nähere Umgebung
Caltagirone ist etwa 70 Kilometer von Catania entfernt und über die SS 417 zu erreichen. Die Stadt liegt im Val di Noto, in dem mehrere weitere spätbarocke Städte zu erkunden sind, alle UNESCO-Welterbe. Dazu gehören Militello in Val di Catania, Modica, Noto, Palazzolo Acreide, Ragusa, Scicli sowie Catania.
In der näheren Umgebung Caltagirones sind außerdem mehrere prähistorische Ausgrabungen zu bewundern, allen voran die Nekropole Montagna di Caltagirone, mit über 1.500 Felskammergräbern aus dem zweiten Jahrtausend vor Christi.