Die sizilianische Hafenstadt Sciacca ist vor allem als Thermalbad bekannt. Doch die 50 Kilometer nordwestlich von Agrigent gelegene Ortschaft ist auch reich an Geschichte und historischen Bauwerken.
Vorgeschichte, Antike und Mittelalter
Bereits in prähistorischer Zeit war die Gegend von den Sikanen, einem aus Iberien stammenden Volksstamm, bewohnt. Noch heute finden sich hier Überreste sikanischer Siedlungen. In der Antike nutzten zunächst die Griechen die heißen Quellen der Küstenstadt. 409 v.Chr. wurde sie dann von den Karthagern besetzt, bevor die Römer auf den Plan traten, die hier auch die ersten Thermen anlegten. Thermae Selinuntinae hieß die Stadt unter römischer Herrschaft. Im Jahre 840 fielen die Araber in die Hafenstadt ein, denen Sciacca auch seinen heutigen Namen und die ersten Festungsanlagen verdankt. 1087 kamen die Normannen, auf die wechselnde Fürstengeschlechter folgten. Friedrich II. von Aragon war es, der 1330 Stadtmauer und Kastell erneuerte. Ab dem 16. Jahrhundert errichtete man in Sciacca dann auch mehrere Kirchengebäude.
Altstadt und historische Bauwerke
Die Altstadt Sciaccas liegt auf einem Felsplateau. Vom Hafen aus ist sie über steile Gassen und Treppen zu erreichen. Sciacca hat einige bemerkenswerte Sehenswürdigkeit zu bieten, darunter mehrere schöne Palazzi und Gotteshäuser. Besonders hervorzuheben sind das Castello dei conti Luna in der Oberstadt sowie der Dom, genannt Chiesa di Maria SS. del Soccorso, aus dem 12. Jahrhundert. Auch die Piazza Scandaliato im Zentrum, mit dem Rathaus aus dem 17. Jahrhundert, ist einen Abstecher wert. Und dann sind da natürlich die berühmten Thermalbäder: Sie wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert errichtet.
Ein Erlebnis der ganz besonderen Art erwartet den Besucher zwei Kilometer außerhalb der Stadt: Der Skulpturengarten des Künstlers Filippo Bentivegna. „Castello Incantato“ (verzaubertes Schloss) nannte er sein Werk. Inmitten eines Olivenhains finden sich hierzahlreiche in Stein gemeißelte oder aus Holz geschnitzte Köpfe. Der Park wird von Kieselmosaik-Wegen durchzogen, die mit verzierten Bruchsteinmauern begrenzt sind.
Keramik, Wein und Festlichkeiten
Berühmt ist Sciacca aber nicht nur für seine Thermen und Bauwerke. Es ist auch ein Zentrum der arabisch beeinflussten, farbenprächtigen Keramik-Kunst und des Weinbaus: "DOC Sciacca" ist eine eigene kontrollierte Ursprungsbezeichnung für die Qualitätsweine der Region. Feinste Keramikarbeiten und weiße sowie rote Weine werden in vielen kleinen Läden der Ortschaft angeboten. Zum Bespiel auf der Einkaufsstraße Corso Vittorio Emanuele.
Und auch zu feiern weiß man in Sciacca: Kaum irgendwo auf Sizilien ist der Karneval so bunt wie hier und auch das Fest der Maria del Soccorso lockt zahlreiche Besucher in die Stadt: Fischer tragen dann in einer feierlichen Prozession eine Marienstatue zum Hafen.