Ein Gesang, wie man ihn noch nie zuvor gehört hat – unendlich schön! Und plötzlich geht alles ganz schnell: Fangarme aus der Tiefe! Sie ziehen die Seeleute in ihr nasses Grab.
Diese Horrorgeschichte des Meeresungeheuers Scylla ist 3000 Jahre alt und wurde von dem griechischen Dichter Homer erzählt und niedergeschrieben. Tatsächlich gab das Monster dem Ort Scilla in Kalabrien seinen Namen, denn hier an der Straße von Messina soll es den Seefahrern aufgelauert haben. Entgegen seiner mythischen Vorgeschichte tritt der Ort Scilla aber sanft und idyllisch auf.
Chianalea, das Fischerviertel und sein Traditionsgericht
Die Menschen leben hier vom Fischfang und vom Tourismus. Ihre Häuser schmiegen sich an den Felshang, der sich über der kleinen Bucht erhebt. Die Kathedrale und das Kastell von Scilla wachen oberhalb des Ortes. Traditionen werden hier hochgehalten und das italienische Lebensgefühl gibt hier den Takt an. Und das spürt der Besucher, wenn er durch das verschachtelte Fischerviertel Chianalea mit seinen Gässchen wandert. Noch nicht einmal ein Auto kann die Gassen passieren, so eng sind die Gassen, in denen die Bewohner hoch oben an den Fassaden ihre Wäscheleinen gespannt haben. Das Kieselsteinpflaster ist gepflegt und führt den Besucher immer wieder an die Küste. Aber auch ohne Sicht auf das Meer, im Gewirr der Gassen, hört man das Schlagen der Wellen gegen die Steinküste. Die Fischer haben ihre Häuser direkt an das Meer gebaut und „parken“ ihre Boote direkt vor der Haustür. In der Nacht fahren sie mit ihnen auf das Meer und kommen am Morgen mit der Spezialität Scillas wieder zurück. Als Besucher sollte man sich diese Köstlichkeit nicht entgehen lassen. In einem der vielen kleinen Bars oder Restaurants lohnt sich der Genuss des Leibgerichtes der Scillaner: Schwertfisch – fangfrisch und ganz nach Art der scillanischen Tradition zubereitet.
Guter Seeblick, gute Geschäfte
Nach diesem Hochgenuss und gut gesättigt geht es zu Fuß hoch zum Kastell. Über einen steilen Weg, den der Besucher aber schnell hinter sich gebracht hat, steht er dann vor den Toren der Festungsanlage von Scilla. Die Familie Ruffo, die vom 16. Bis zum 19. Jahrhundert über die Stadt herrschte, errichtete das Kastell. Sie legte die Anlage strategisch geschickt auf einer der Stadt vorgelagerten Landzunge an, das durch ein Felsmassiv besonders hoch hervorragt. Die Sicht auf einlaufende und passierend Schiffe war optimal. Und so konnte das Herrschergeschlecht Handelsschiffe gut kontrollieren und mit Zöllen noch eine große Kleinigkeit hinzuverdienen.
Heute beherbergt das Kastell den modernen Leuchtturm, der den Seeleuten die Richtung vorbei an Scilla weist – man weiß ja nie…