In luftigen 500 Metern Höhe, unweit der berühmten Blumenriviera, liegt die kleine Ortschaft Seborga. Der auswärtige Besucher, der sich hier in Italien wähnt, liegt nur zum Teil richtig. Nach Ansicht der knapp 300 einheimischen Seborginer ist das Dörfchen nämlich keinesfalls ein Teil Italiens, sondern ein stolzes, unabhängiges Fürstentum.
Geschichte Seborgas
Die 45 Kilometer westlich von Imperia gelegene Ortschaft wurde im Jahre 954 erstmals in einer Abtretungsurkunde zu Gunsten des Benediktinerordens erwähnt.
1729 veräußerten die Mönche Seborga an das Haus Savoyen. Die Ortschaft gehörte zunächst zum Königreich Sardinien-Piemont, ab Mitte des 19. Jahrhunderts dann zu Italien.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte ein geschichtsinteressierter örtlicher Florist, Giorgio Carbone, eine Entdeckung: Seinen Recherchen zur Folge war Seborga nie förmlich dem italienischen Staat unterstellt worden. Sowohl beim Wiener Kongress als auch bei der Gründung des italienischen Staates bzw. der italienischen Republik habe man dies versäumt. Carbones findige Schlussfolgerung: Seborga sei als von Italien unabhängiges Fürstentum anzusehen.
Fürstentum der Herzen
Die einheimische Bevölkerung war begeistert und machte Carbone zu ihrem Fürsten (Giorgio I, Principe di Seborga). 1993 wurde das Fürstentum Seborga auch offiziell ausgerufen.
Seit dieser Zeit muss sich der „Fürst“ alle sieben Jahre einer Abstimmung stellen. Nach Carbones Tod folgten auf ihn zunächst der Bauunternehmer Marcello Menegatto, sodann dessen aus dem Allgäu stammende Gattin Nina Menegatto.
Italien hat die „Unabhängigkeitserklärung“ Seborgas stets ignoriert. Der international nicht anerkannte Fantasiestaat wird von seinen Bürgern allerdings durchaus ernst genommen: Seborga unterhält einige auswärtige „Konsulate“ prägt eine eigene Währung mit der innerhalb des „Fürstentum“ gezahlt werden kann, es gibt eigene Kfz-Kennzeichen, Ausweispapiere des Scheinstaats und sogar eine blau-weiß uniformierte seborgische „Polizei“, welche unter anderem die „Grenze“ zu Italien bewacht.
Sehenswertes in Seborga
In der mittelalterlich anmutenden Ortschaft sind Teile der Stadtmauer mit ihren vier Toren erhalten. Besonders hervorzuheben sind auch die barocke Kirche Chiesa parrocchiale di San Martinoaus dem 17. Jahrhundert sowie der benachbarte Palazzo die Monaci.
Zu den Sehenswürdigkeiten zählen ferner die teils sehr kuriosen Kennzeichen der Mikro-Nation, wie ihre Münzen, Briefmarken, das fürstliche Wappen und vieles mehr. Manches davon wird in Seborga als Souvenir verkauft und findet als Mitbringsel seinen Weg in aller Herren Länder.
