Weiß gekalkte Häuser, saubere Gässchen und unzählige Treppen, flankiert von Terrakottatöpfen, in denen blütenreiche Kletterpflanzen in Pink und Weiß wachsen. So empfängt die Altstadt von Sperlonga seine Besucher. Autos fahren hier in den engen Gassen keine. Erreicht der Besucher das Plateau der Altstadt, öffnet sich ihm der Blick auf die Weite des Meeres.
Weiße Stadt, weißer Strand
Sperlonga liegt in der Provinz Latina im Latium, 116 Kilometer südöstlich von Rom. Die Küstenstadt gilt als eine der schönsten und malerischsten Orte Süditaliens. Und vermutlich stimmt diese Einschätzung, denn die Altstadt liegt auf einem hohlen Felsplateau, von dem sich das Städtchen bis zum Hafen mit kleinen Hotels, Geschäften und Restaurants hinunterzieht. Um immer ist die Farbe Weiß vorherrschend: Fassaden, Treppen und Straßenbeläge – der Besucher erlebt eine Stadt, die Helligkeit und Freundlichkeit ausstrahlt. Das zieht Touristen an. Die langen Sandstrände von Sperlonga tun dafür ihr Übriges. Von der Altstadt aus blickt man auf die unendlich wirkenden Strände, die im Sommer von Badegästen besucht werden. In den kühleren Jahreszeiten zieht das Städtchen Kletterer an, die die Felsenlandschaft zwischen Sperlonga der Nachbargemeinde Gaeta bezwingen.
Ein römischer Kaiser zieht ein
Einen prominenten Bewohner hatte Sperlonga. Der römische Kaiser Tiberius ließ hier seine Sommervilla erbauen. Der Kaiser, der es vermied längere Zeit in Rom zu residieren, errichtet hier mit Hilfe von geschickten Architekten eine riesige Villa. Da er ein Faible für Höhlen und Grotten hatte, ließ er seine Villa so errichten, dass er direkten Zugang zu einer Höhle hatte, die direkt am Wasser lag. Umgeben von künstlich angelegten Wasserbecken, Springbrunnen und Quellen ließ Tiberius dort sein Speisezimmer einrichten. Wie es in römischer Zeit für die Oberschicht Sitte war, ließ der Kaiser in seiner Villa und der Grotte Kunst bekannter Bildhauer aufstellen. Bedeutend ist die Bildgruppe „Die Blendung des Polyphem“, die Archäologen bei Ausgrabungen in der Höhle fanden. Die ausgegrabene Bildgruppe präsentiert sich dem Besucher neben weiteren bedeutenden Funden im Museum des Grabungsareals. Die Ausgrabungsstätte der Sommerresidenz vermittelt einen faszinierenden Eindruck von Villen der römischen Oberschicht außerhalb Roms, wo sie sich architektonisch ausleben konnten und nicht unter die gesetzlichen Luxusbeschränkungen fielen.
Der Geschmack des Meeres
Heute kommt Sperlonga eher bodenständig, aber nicht weniger prachtvoll daher. Zudem lieben die Einheimischen das Feiern und lassen den Besucher gern daran teilhaben. Im September findet ein ganz besonderes Fest statt: Sapori del mare – der Geschmack des Meeres. Mit Musik, Tanz und Kunst ist dann ganz Sperlonga auf den Beinen. Und getreu dem Motto werden unzählige Fischgerichte gereicht. Alle genießen hier die Aromen des Meeres. Zum Abschluss des Festes zündet Sperlonga zur Freude aller ein opulentes Feuerwerk. Kaiser Tiberius hätte daran sicher auch Freude gehabt.