Besucher können in Taranto (deutsch: Tarent) eine wahre Zeitreise unternehmen: Die Industriestadt beherbergt viele steinerne Zeugen aus der Vergangenheit.
Ihren Beinamen "Stadt der zwei Meere" verdankt die Stadt Taranto ihrer geografischen Lage: Der älteste Teil wurde auf einer Insel im gleichnamigen Golf errichtet. Heute erstreckt sich die Stadt mit mehr als 190.000 Einwohnern außerdem über zwei Halbinseln, die den Golf vom Ionischen Meer trennen. Diese Ausdehnung erfuhr Taranto erst an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Zuvor lebten ihre Einwohner ausschließlich auf der Insel.
Tarantos Geschichte: Neptun, Römer und Spartaner
Als sagenhafter Stadtgründer gilt ein Sohn des Meeresgottes Neptun, der Taranto mehr als ein Jahrtausend vor der Gründung Roms angelegt haben soll. Zurückverfolgen lässt sich die Geschichte bis ins 8. Jahrhundert v. Chr., als die Spartaner die ursprüngliche Siedlung zerstörten und wegen der guten strategischen Lage in Apulien ihre einzige Kolonie gründeten. Schon in der Antike war die Stadt heftig umkämpft, eine längere Friedensperiode erlebte sie erst, nachdem sie 272 von den Römern erobert wurde. Nach dem Ende des Imperium Romanum wurde Taranto zwischen den europäischen Großmächten hin- und hergereicht.
Ein Bummel durch Taranto
Aus dieser unruhigen Phase der Stadtgeschichte stammt das Castello Aragonese, das im 10. Jahrhundert auf einer der Küste vorgelagerten Insel errichtet wurde. Die byzantinischen Machthaber wollten sich mit der Festung vor Angriffen der Republik Venedig und der Sarazenen schützen. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Castello weiter ausgebaut und diente zeitweise auch als Gefängnis. Als weiteres Highlight in der historischen Altstadt von Taranto gilt die Kathedrale San Cataldo. Der Sakralbau wurde um 1070 errichtet und präsentiert sich heute in einem stilistischen Mix aus Spätbarock und Romantik. Ein herausragendes Bauwerk in Taranto ist das Hypogäum Ipogeo De Beaumont Bonelli Bellacicco. Auf circa 700 Quadratmetern erzählt das unterirdisch angelegte Bauwerk die Geschichte der Stadt aus der erdgeschichtlichen Zeit bis hinein ins 18. Jahrhundert. Sein Ausgang führt direkt zur Promenade des Strandes Borgo Antico. Dort stoßen die Besucher auf eine 140 Quadratmeter große Tafel aus Keramik, die den Gründungsmythos der Stadt erzählt.