Es gibt wohl kaum eine romantischere Art, Venedig zu erkunden, als mit einer Gondel (ital. Gondola) durch die Kanäle zu gleiten. Den Steuermann dieser langen, schwarzen Boote, die als Symbol der Lagunenstadt gelten, nennt man Gondoliere. Mit Strohhut und Seemannsshirt bekleidet, schippern sie tagtäglich und zu stolzen Preisen, unzählige Touristen durch die Stadt.
Es ist nicht bekannt, seit wann es die Gondel genau gibt. Erstmals schriftlich erwähnt wurde sie im 14. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert war die Gondel das Hauptfortbewegungsmittel Venedigs und galt bei den reichen Bewohnern der Stadt als Statussymbol. Die Boote wurden geschmückt und mit feinen Stoffen ausgestattet und es gab sie in den unterschiedlichsten Farben. Um der Prunksucht Einhalt zu gebieten, erließ 1562 der Doge Gerolamo Priuli ein Gesetz, wonach die Gondeln fortan nur noch schwarz sein durften.
Die heutige Version gibt es seit etwa 1884. Sie wurde von dem Bootsbauer Domenico Tramontin entwickelt, der es schaffte, die Gondel so zu konstruieren, dass man nur noch eine Person brauchte, um diese zu steuern. Dazu verkürzte er die Steuerbordseite des länglichen Bootes, wodurch eine Krümmung des Rumpfes entstand.
Der Steuerriemen befindet sich in dem kurvigen, skulpturalen Stützteil der Gondel. Die sogenannte Forcola wird individuell gefertigt, auf die Körpergröße und Statur des Gondoliere abgestimmt und ist so wertvoll, dass sie nach dem Anlegen aus Angst vor Diebstahl abmontiert wird.
Original venezianische Gondeln fertigt nur noch eine Handvoll regionaler Werften und zwar aus bis zu sieben verschiedenen Hölzern. Kaufen kann sie jeder, sofern er sich den Preis von 20.000 Euro aufwärts leisten kann. Aber eine Gondel kommerziell in Venedig zu betreiben, ist sehr schwierig, Dazu braucht man nämlich eine offizielle Lizenz, die in ihrer Anzahl begrenzt ist. Es gibt etwa 430 Stück und sie kann nur geerbt oder von einem der ehemaligen Besitzer abgekauft werden. Und da das Gondelgeschäft äußerst lukrativ ist, werden für eine freigewordene Lizenz selbstverständlich Höchstpreise geboten. Seit 2006 muss man als zukünftiger Gondoliere zusätzlich eine staatliche Prüfung mit einem theoretischen und praktischen Teil absolvieren.
In einer Gondel finden bis zu sechs Personen Platz, die Fahrt dauert etwa 35 bis 40 Minuten und kostet zwischen 80 und 150 Euro. Der Preis schwankt je nach Saison, Tageszeit, Auslastung und Lage im Stadtgebiet. Die Gondoliere, die direkt im Zentrum ihre Anlegestelle haben, sind natürlich am teuersten.
Tagsüber macht die Fahrt mit der Gondel wenig Spaß. Das Boot wackelt, vor allem auf dem Canal Grande, da es durch die Wellen der vorbeifahrenden Motorboote herumgeschaukelt wird. Auf jeder Brücke unter der man hindurchfährt, stehen unzählige Touristen und man fragt sich, ob nicht einer von ihnen gleich herunterspucken wird. Deshalb mein persönlicher Tipp: Man sollte die Fahrt mit der Gondel lieber auf den Abend verlegen. Dann sind die vielen Tagestouristen weg, die Stadt kommt zur Ruhe und es wird tatsächlich sehr romantisch…