Rom kennen viele Touristen aus aller Welt. Doch nur wenige kennen das Hinterland der „ewigen Stadt“. Die mittelitalienische Region erinnert mit ihren zypressenbewachsenen Hügellandschaften an die Toskana und grenzt auch an dieses Gebiet. Diese faszinierende Landschaft voller Jahrtausende alter Zeugnisse – hier ein Aquädukt, dort eine römische Säule oder ein kaiserlicher Torbogen, den man aus dem Auto- oder dem Zugfenster sieht, machen den Reiz des ehemaligen antiken Weltreichs aus. Ein Imperium, dessen Kraft noch bis in die Moderne hinein spürbar ist.
Weinberge, Vulkanseen und etruskische Kultur
Rund 60 Kilometer nördlich von Rom entfernt befindet sich die „Tuscia“, wie der aus der Antike stammende Landstrich hier genannt wird. Viterbo und die Meeres-Stadt Tarquinia sind ehrwürdige Zeugen einer teils noch unerforschten Vergangenheit. Etruskische, dunkle Vasen, filigranen Goldschmuck, dünne Keramikschalen und zarte Parfumfläschchen findet man hier in Museen. In Tarquinia selbst verblüffen farbintensive Grabmalereien, die eine betont lebensfrohe Epoche widerspiegeln. Viterbo ist eine ehemalige Papststadt voller historischer Symbole, zum Beispiel Löwen neben einem aufgeklappten Buch oder einer Dattelpalme, die man an Hauswänden innerhalb der Festungsmauern wiederfindet. Sie hat auch einen päpstlichen Palazzo mit fein gearbeiteten Säulen, verspielten Brunnen und Bronze-Türen. In Frascati und Tivoli beeindrucken behutsam restaurierte Villen aus der Kaiserzeit mit einem ausgeklügelten Brunnensystem. Im schattigen Garten-Café dieser Villen genießen so manche Besucher lieber ihren Kaffee oder ihr Glas „Frascati“ in Ruhe, statt sich nach all der Idylle überstürzt in den Großstadttrubel der Fast-Drei-Millionen-Metropole Rom zu begeben. Andererseits wäre es schade, sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms entgehen zu lassen: Der Petersplatz, die Vatikanischen Museen, die Spanische Treppe, die Engelsburg, das Kolosseum, das Forum Romanum oder den historischen Marktplatz Campo de' Fiori.
Papstresidenzen in Viterbo und Castel Gandolfo
Manche reizt vielleicht doch eher die Besichtigung von Castel Gandolfo, 24 Kilometer südöstlich von Rom, in den Albaner Bergen. Es ist die Sommerresidenz des heutigen Papstes. Für einen Ausflug ans Meer sind Sperlonga und Terracina empfehlenswert und nur eine gute Zugstunde von Rom entfernt. Von Felsen, Hügeln und bewaldeten Sandstränden umgeben, lassen diese beiden Orte bei Ruhesuchenden das Herz tief aufatmen. Auch der „Lago di Bolsena“, der Lago di Vico und der Lago di Bracciano, allesamt Vulkanseen, laden zum Wassersport fernab von Touristenströmen ein. Den 690 Meter hohen Berg Monte Sorrate, 50 Kilometer nördlich von Rom, erklimmen Mountainbiker und Wanderer gerne. Wer es etwas gemütlicher mag, kann im Flachland rund um die Gemeinden Orte und Civita Castellana zwischen Haselnusssträuchen und Weinreben schier endlos Rad fahren.
Fünfeckiges Schloss in Caprarola
In Caprarola sollten sich Kunstinteressierte die Besichtigung des einzigartigen Schlosses der Adelsfamilie Farnese auf keinen Fall entgehen lassen. Erbaut wurde es unter der Leitung von Jacopo Barozzi von 1559 bis 1573. Auch die noble Villa Lante in Bagnaia, vom selben berühmten Renaissance-Architekten entworfen, ist unbedingt einen Besuch wert. Das Hippie-Dorf Calcata, sehr schön auf einem Felsplateau über dem Wasser gelegen, ist durch ehemalige „Hausbesetzer“ oder vielmehr „Höhlenbesetzer“ in den 70ern bekannt geworden. Mit vegetarischen Restaurants, Teesalons, Galerien und flippigen Schmuckgeschäften ist der einst durch Landflucht verlassene Ort zu neuem Leben erwacht. Wegen seines alternativen Flairs zieht das Künstlerdorf heute vor allem amerikanische und französische Touristen an.