Für viele Reisende gilt die Toskana als Inbegriff ihres Sehnsuchtslands Italien. Die mittelitalienische Kulturlandschaft erlangte in der Vergangenheit eine gewisse Berühmtheit, zunächst als bevorzugtes Reiseziel der 68er-Generation. Später entdeckten deutsche Politiker und Intellektuelle die hügelige Region zwischen der Emilia Romagna, Ligurien, den Marken und dem Latium für sich. Sie trugen sich damit den Spitznamen „Toskanafraktion“ ein. Was dieser Gruppe an der Toskana gefällt, liegt klar auf der Hand: Lebensgenuss in historischem Ambiente, viel Kultur, Gelassenheit und edle Weine. Die schier endlose Weite einer zauberhaften Zypressen- und Pinien-Landschaft in vielen Grünschattierungen ist typisch für die Toskana. Ihre Attraktivität für Gäste aus aller Welt macht sie jedoch nicht gerade zum preisgünstigen und einsamen Reiseziel. Und doch: Es gibt sie noch, die ruhigen Flecken in der Toskana.
Paradies für Naturliebhaber, Sportliche und Erholungssuchende
Abseits von Touristenströmen und sehr idyllisch lässt es sich durch den Naturpark der Maremma wandern. Nach dem Durchqueren eines üppigen Pinienwald-Areals offenbart sich ein zartgelber, langer Sandstrand, der zum Sprung ins kristallklare Wasser einlädt. Die bis zu 2.000 Meter hohen Berge der Toskana und ihre etwa 350 Kilometer lange Küste sind ideal für sportliche Aktivitäten und auch das süße Nichtstun. Wer Wandern, Mountainbiken oder Reiten möchte, ist hier richtig. Vor der Küste der Toskana liegt die Insel Elba. Sie lockt zum Schnorcheln und Tauchen einer schillernden Unterwasserwelt. Erholungssuchende und Naturliebhaber werden auf Elba mehr als anderswo an der toskanischen Küste ein gutes Quantum Ruhe finden.
Toskanische Küche: gut und deftig
Die Küche der Toskana ist überaus schmackhaft - und eine Herausforderung für die Figur. Den unwiderstehlichen Brotsalat muss man wenigstens einmal probiert haben, die darin enthaltenen Kalorien verdrängt man am besten. Wunderbar würzig schmeckt die „Finocchiona“, eine mit Fenchelsamen angereicherte Wurst. Köstlich ist auch das gut abgehangene, gegrillte Rindfleisch „Bistecca alla Fiorentina“. Dazu mundet ein Brunello di Montalcino oder ein Vino Nobile di Montepulciano. Statt eines Desserts tunkt man hier oft schmale, trockene Mandelgebäckscheiben (Cantucci) in ein Glas „Vin Santo“. Dann saugt man an den vom Dessertwein weich gewordenen Cantucci und lässt diese Melange zart im Mund zerschmelzen.
Reizvolle Kulturstädte
Die Schönheit der Toskana hat bereits vor Jahrhunderten viele Maler und Architekten inspiriert, darunter Leonardo da Vinci und Michelangelo. Deren Schaffenskunst ist vor allem im kunsthistorisch bedeutsamen Florenz zu bewundern. Im nahegelegenen Siena findet jedes Jahr am 2. Juli und 16. August das spektakuläre Ritterturier „Palio“ in historischen Kostümen statt. Etwas, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Das mittelalterliche San Gimignano glänzt mit adligen Turmhäusern, den sogenannten „Geschlechtertürmen“. Je höher der Wohnturm der Herrscherfamilien, desto mehr Macht und Wohlstand demonstrierten diese nach außen hin. Deshalb wurde um die Wette gebaut.
Beindruckend ist auch Montepulciano. An einem Steilhang am Rande des Chiana-Tales errichtet, hat sich die Stadt bis heute viele Renaissance-Paläste bewahrt. Vom Jugendstilbalkon aus des Caffè Poliziano ist die Aussicht auf eine weite, sanft geformte Landschaft grandios. Naschkatzen können ganz in der Nähe des Cafés die Traditions-Konditorei „Nannini“ erkunden. Ein berühmter Spross dieser Familie ist die Sängerin Gianna Nannini. Nicht zuletzt sei ein Besuch des etwas versteckt gelegenen Ortes Capalbio empfohlen. Hier befindet sich der Tarot-Garten der unvergessenen Künstlerin Niki de Saint Phalle. Er wird Kunst-Fans und Familien mit kleinen Kindern ins toskanische Reich der Phantasie locken.