Ligurien ist an der nordwestlichen Küste Italiens eingebettet, zwischen den Alpen und dem Apennin. Auf der Landkarte wirkt der Landbogen an der Grenze zu Frankreich wie ein schmaler Streifen am oberen Rand des Stiefels. Die Strände und Klippen rund um Cinque Terre sind das Wahrzeichen dieser Region, die gerade in der Nebensaison Wanderer und Radfahrer von weither anzieht. Weniger bekannt ist das Hinterland mit seinen Natur- und Kulturschätzen. Es besteht überwiegend aus einem Berggebiet mit Höhen von über tausend Metern sowie zu einem Drittel aus Hügelland. Wie für viele Regionen Italiens gilt auch hier: Wer die vielen Gesichter dieses Gebiets entdecken will, sollte ausreichend Zeit mitbringen. Für einen Urlaubsmarathon wäre die Ligurien viel zu schade.
Christoph Kolumbus, ein berühmter Sohn Genuas
Die quirlige Regionalhauptstadt Genua erkennt man schon von Weitem an ihrem Leuchtturm, Lanterna genannt, der in Hügellage insgesamt 117 Meter Höhe erreicht und Seefahrern bis heute bei der Orientierung hilft. Von der einst mächtigen Hafenstadt startete Christoph Kolumbus seine Entdeckungsreise nach Amerika, wo er 1492 landete. Adelspaläste, Kirchen und Altstadt-Marktplätze zeugen von einer Ära als Genua noch eine Seerepublik war. Wer sich in diese wichtige Entdeckerzeit hineinversetzen will, sollte den Besuch von Kolumbus' Geburtshaus nicht verpassen.
Street Food kommt aus Genua
Jahrhunderte alt ist in Genua die Tradition des „Street Foods“. Hafenarbeiter versorgten sich einst in Straßenrestaurants mit schnellen, rustikalen Gerichten, die auch heute noch gut schmeckt. Das berühmte „Pesto Genovese“, zubereitet aus Basilikum, Olivenöl, Pinienkernen und Parmesan ermöglicht es jeder modernen Hausfrau, im Handumdrehen ein Pastagericht zuzubereiten. Eine mit Käse gefüllte Focaccia (Fladenbrot), gebratene Zucchiniblüten und Gemüsekuchen sind schnell erworben und schmecken hervorragend zu einem Gläschen Weißwein, dem Vermentino. Der lokalen Tradition folgend, ist nichts Verwerfliches dabei, diese Speisen „en passant“ für die Familie zuhause mitzunehmen.
Reizvolle Meeres-Städte
Auch die Hafenstadt La Spezia und Savona mit seiner imposanten Festungsanlage sind einen Ausflug wert. Das mondäne San Remo, das man mit der Blumenriviera verbindet, ist alljährlich ein „Hot Spot“ für Musiktalente. Kaum ein Italiener, der nicht mit leuchtenden Augen vom nationalen Songfestival erzählt, wenn er dabei war. Auch Touristen, die sich für zeitgenössische italienische Musik interessieren, sei der Event empfohlen. Das angenehme Klima Liguriens hat bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten Reisenden nach Italien gelockt. Zunächst englische Schriftsteller wie die Frankenstein-Erfinderin Mary Shelley und Lord Byron.
Frankenstein-Autorin Shelley verarbeitete ihre Trauer im Schreiben
Im Sommer 1822 wohnten Mary Shelley und ihr Ehemann Percy in San Terenzo, in der Provinz von La Spezia. Byron besuchte sie dort. Am 8. Juli 1822 geriet das Segelboot der Shelleys auf dem Weg nach Livorno in einen Sturm und Percy Shelley ertrank. Byron stand der Witwe bei und blieb deswegen lange in Ligurien. Die Bekanntheit von Shelley und Byron führte dazu, dass das Gebiet um La Spezia „Il Golfo dei Poeti“ (Golf der Dichter) genannt wurde und weitere Künstlerfreunde anzog. Dazu zählten der schweizer Maler Arnold Böcklin sowie die Autoren D. H. Lawrence und Virginia Woolf. Ein Museum in San Terenzo widmet sich dieser Künstler-Ära und den Arbeiten des Autorenpaares Shelley.
Cinque Terre zieht noch heute Künstlerseelen an
Heutige Touristen besuchen bevorzugt den Nationalpark Cinque Terre an der Mittelmeerküste. Er verbindet die fünf Dörfer Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore mit einem Wanderweg. Für ein paar Euro bekommt man dort eine fachkundige Führung von etwa sechs Stunden. Cinque Terre gilt als Magnet und Schatzkästchen für Sprachschüler, Hobby-Maler und Naturfreunde, die die Region in „slow motion“ erkunden wollen. Ganz so, wie es einst die zurückgezogen lebenden englischen Schriftsteller taten und wie Ligurien es verdient.