Bint al- arˈjaːħ, die Tochter des Windes – diesen klangvollen Namen erhielt die Insel Pantelleria einst von den hier siedelnden Arabern. Die Bezeichnung kommt nicht von ungefähr, fegen doch Mistral und Scirocco abwechselnd über Pantelleria hinweg, haben doch beide das Gesicht des herbschönen Eilands geprägt.
Vulkanismus und Fumarolen
Die heute zur sizilianischen Provinz Trapani gehörende Vulkaninsel Pantelleria liegt in der Straße von Sizilien, unweit der tunesischen Küste. Das gut 80 Quadratkilometer große Eiland stieg einst infolge vulkanischer Aktivität aus dem Meer empor. In der Region, in den Randbereichen der afrikanischen und europäischen Kontinentalplatte, sind submarine Vulkane unter der Meeresoberfläche sind bis in jüngere Zeit aktiv. Auf Pantelleria zeugen Dampfaustrittsstellen, so genannte Fumarolen, und heiße Quellen noch heute vom vulkanischen Ursprung der Insel. Die höchste Erhebung Pantellerias bildet die über 800 Meter hohe Montagna Grande.
Der Spiegel der Venus
Berühmt ist Pantelleria für ihren wunderschönen türkisblauen Binnensee, der den mythischen Namen „Spiegel der Venus“ (Specchio di Venere) trägt. Aufsteigende Schwefeldämpfe verraten auch hier den vulkanischen Ursprung. Die warmen Quellen, aus denen sich das Gewässer speist, werden für Badekuren genutzt.
Spielball der Mächte
Fast ebenso explosiv wie der allgegenwärtige Vulkanismus ist auch die bewegte Geschichte der Insel. Sie ist vor allem ihrer strategischen Lage zwischen zwei Kontinenten geschuldet. Die Überreste jungsteinzeitlicher Grabstätten und bronzezeitlicher Wohnstätten weisen auf eine frühe Besiedlung der Insel hin. Phönizier, Römer und Vandalen – sie alle hatten Stützpunkte auf Pantelleria. Für Araber, Normannen und Osmanen war sie Ziel ihrer Eroberungsfeldzüge. Selbst Benito Mussolini machte das Eiland zu seiner Bastion, die im zweiten Weltkrieg vom Bombenhagel der alliierten Truppen zerschmettert wurde. Der Hauptort Pantelleria trägt noch heute die Spuren der grausamen Verwüstungen jener Zeit.
Archäologische Schätze, hervorragende Tauchmöglichkeiten
Für archäologisch Interessierte gibt es auf Pantelleria viel zu entdecken: Punische Zisternen, römische Mosaike, ein mächtiges Kastell oder auch die Akropolis bei San Marco. Charakteristisch für die Insel sind die so genannten Dammusi, Häuser die traditionell aus Lava-Gestein errichtet wurden.
Sandstrände sucht man auf Pantelleria zwar vergeblich. Dafür ist die Insel aber ein Paradies für Taucher. Es gibt mehrere Tauchbasen. Besonders beliebt ist die Gegend um den so genannten Elefanten-Bogen (Arco dell'elefante), einem Felsen, der sich wie der Kopf eines Rüsseltieres aus dem Wasser erhebt.
Macchie, Kapern und Wein
Das Klima auf Pantelleria ist subtropisch und die Insellandschaft von üppiger Vegetation geprägt. Während in höheren Lagen Steineichenwälder und Heidekraut dominieren, gedeihen weiter unten Pinien, Ginster, Macchie sowie die typischen Mittelmeerkrauter. Von den fruchtbaren vulkanischen Böden profitiert auch die einheimische Landwirtschaft: Kapern- und Weinanbau gehören zu den Haupteinnahmequellen der Insel.
Bei einem Urlaub auf Pantelleria sollte man es nicht versäumen, die kulinarischen Köstlichkeiten der Insel zu versuchen. Berühmt ist der „Passito“, ein aus Trockenbeeren hergestellter süßer Wein. Dazu schmeckt frisches Brot mit einem hausgemachten Aufstrich aus heimischen Kapern.