Hoch über einem Felsencap ragt es stolz in dem Himmel - das Kastell der genuesischen Familie Doria aus dem 12. Jahrhundert, das der Stadt Castelsardo auf Sardinien ihren Namen gab. Hier, vom höchsten Punkt des Steilhanges aus, schweift der Blick weit über Hügel und Täler der reizvollen Landschaft und aufs Meer hinaus - bei klarer Sicht reicht er bis nach Korsika.
Feenhäuser und Turmbauten
Die Geschichte des Landstrichs lässt sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen: Davon zeugen unter anderem die geheimnisvollen Feenhäuser, die „Domus de Janas“, in der Umgebung von Castelsardo. Dabei handelt es sich um eine prähistorische Totenstatt, das heißt um Gräber, die in Kalkstein gehauen wurden. Besonders sehenswert ist der so genannte „Elefantenfels“, ein Trachytblock außerhalb von Castelsardo, der die Form eines Rüsseltieres hat und in dessen Innenraum zwei „Domus de Janas“ ausgeschlagen wurden. Ebenfalls einen Abstecher wert: Die so gennannten „Nuraghen“, rätselhafte Turmbauten, die bis ins 2. Jahrtausend vor Christi zurückdatiert werden.
Von den Phöniziern bis zum Haus Savoyen
Phönizier, Karthager und Römer - sie alle haben in Castelsardo ihre Spuren hinterlassen. Im Hochmittealter war es dann die berühmte genuesische Familie Doria, die Castelsardo nachhaltig prägte. Sie errichtete nicht nur das berühmte Kastell, sondern baute auch die Stadt, der sie den Namen Castelgenovese gab, sowie Verwaltung und Seehandel aus. Erst im 15. Jahrhundert musste sie den Aragoniern weichen, die den Ort in Castellaragonese umbenannten; in der Folge geriet die Stadt unter spanischen Einfluss. Ihren heutigen Namen erhielt sie erst im 18. Jahrhudert unter der Herrschaft des Herzogs von Savoyen.
Geschichtsträchtige Bauwerke, Strand und Natur
Neben dem Kastell gehört die Kathedrale von Sant’Antonio Abate zu den historisch bedeutsamsten Bauwerken der Stadt. Sie liegt leicht unterhalb der Befestigungsanlage auf einem Felsvorsprung und wurde im späten 16. Jahrhundert auf den Grundfesten einer schon früher existierenden Kirche errichtet. Im Inneren sind einige Kunstwerke zu bestaunen, die dem geheimnisumwitterten Maestro von Castelsardo zugeschrieben werden, einem unbekannter Maler, der zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert in der Gegend wirkte. Lohnend ist auch ein Besuch des Bischofssitzes in der Altstadt und der mittelalterlichen Kirche von Santa Maria delle Grazie: Berühmt ist ihr Kruzifix des Cristo Nero (schwarzen Christus) aus dem frühen 14. Jahrhundert, eines der ältesten Kreuze Sardiniens.
Verlässt man die hübschen Gassen des Centro Storico und begibt sich an die Küste, so findet man neben den felsigen Steilhängen auch wunderschöne Buchten und Sandstrände, die zum Baden einladen, wie La Marina oder die Baia Ostina. Im Umland wartet auf den Reisenden eine wunderbare Naturlandschaft, deren Hügel von bewaldeten Gebieten und Machie-Buschwerk geprägt sind.