Viele Kulturen mischten sich einst auf Sizilien. Das macht die größte Insel im Mittelmeer heute als Reiseziel so interessant. Man kann die südlichste, halbautonome Provinz Italiens mit ihren fünf Millionen Einwohnern durchaus als „Schmelztiegel“ bezeichnen. Griechen und Römer hinterließen Tempel und Freiluft-Theater. Den Normannen sind einige Kirchen zu verdanken, welche die Araber wiederum durch Kuppeln und geometrische Gärten ergänzten. Die jahrtausendealte, wechselvolle Geschichte Siziliens hat ihr viele Gesichter und gleichermaßen Ausbeutung und Versklavung beschert. Vor diesem Hintergrund ist das Misstrauen der Sizilianer gegenüber allem, was von außen oder vom „Festland“ kommt, wie sie den Rest Italiens nennen, verständlich. Doch auch wenn man dabei den Gedanken an die „Ehrenwerte Gesellschaft“ aus Mario Puzos Roman „Der Pate“ nicht von der Hand weisen kann, lässt es sich getrost und gut nach Sizilien reisen. Die „Cosa Nostra“ wird Touristen sicher nicht vergraulen wollen.
Tempel, Barockstädte und der Blick nach Afrika
Sizilien steht für Sinnlichkeit, Tradition und Kultur. Ihre wichtigsten Städte sind das quirlige, teils arabisch geprägte Palermo mit 750.000 Einwohnern im Nordwesten der Insel und das nicht minder lebendige Catania im Osten. Von Catania aus erreicht man den aufregenden Vulkan Ätna, der nicht nur zum Wandern, sondern auch zum Skifahren einlädt. Messina mit seinem bedeutenden Meereshafen liegt im Nordosten. Das felsige Ragusa findet man an der Südostküste Siziliens und das barocke Trapani an der Westküste. Nur 15 Kilometer von Trapani entfernt lockt das mittelalterliche Erice, dessen Festungsanlage 750 Meter über dem Meer liegt. Mit der Seilbahn erreicht man es bequem. Bei gutem Wetter blicken Besucher hier bis nach Afrika, bis zur tunesischen Insel Cap Bon. Sie entdecken in Erice mit Majoliken geschmückte Kirchen und romantische Tempelruinen.
UNESCO-geschütze Inselwelt vor Sizilien
Auch wenn Taormina mit seinem römischen Theater und einem phantastischen Blick auf den Ätna die meisten Touristen anzieht, wie auch Cefalù mit seiner sandigen Bucht und Fischerromantik, lohnt eine etwas aufwändigere Reise zu den Liparischen (Äolischen) Inseln. Sie sind bisher vom Massentourismus relativ verschont geblieben und können eigentlich ganzjährig besucht werden. Lediglich die Urlaubsmonate Juli und August sollte man hier meiden. Die Inselgruppe mit ihrem kristallklaren Wasser, den Höhlen und Badelagunen gilt als Urlaubsparadies. Sie ist Ende der 90er-Jahre zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt worden. Wer nach einer Bootstour, dem Wandern oder einer Radtour Hunger bekommen hat, sollte es nicht versäumen, sich mit „Spaghetti alla Puttanesca“ mit Kapern, Pinienkernen und Thunfisch zu stärken. Oder auch mit „Arancini“ – den mit Käse oder Fleisch gefüllten und frittierten Reisbällchen. Das ist Sizilien, wie man es sinnlich erlebt.